Was ist ein "Präparat"?
Die Düngung ist in der Land-, Garten- und Forstwirtschaft ein vertrauter Vorgang, mit dem das natürliche Nährstoffangebot ergänzt oder durch die allgemeine Bewirtschaftung verursachte Mängel ausgeglichen werden. Während durch Jahrtausende hindurch dafür ausschließlich Wirtschaftsdünger verwendet wurden, kommen in der konventionellen Landwirtschaft seit etwa 200 Jahren Kunstdünger zum Einsatz, die in chemischen und industriellen Verfahren hergestellt werden. Ganz anders als die traditionelle Verwendung von Wirtschaftsdüngern oder als der moderne Einsatz synthetischer Dünger verhält es sich in der Biologisch-Dynamischen Wirtschaftsweise mit den so genannten „Präparaten”.
Die aus der Anthroposophie entwickelten Impulse für eine Erneuerung der Landwirtschaft führten zu charakteristischen Leitlinien hinsichtlich der Ökonomie und der Ökologie, und eben auch bezüglich der Ökosophie. (→ Band I, 1.4; Band II, 2.1) In der Biologisch-Dynamischen Wirtschaftsweise bekommt dieser Bereich konzeptionelle Bedeutung, insofern ein spirituelles Verhältnis zur Mitwelt und zur landwirtschaftlichen Praxis ein Verständnis ihrer besonderen Methoden erschließt. Dem dient die Anthroposophie. Zunächst geht es dabei um ein ganzheitliches Wahrnehmen und Verstehen der Mitwelt und des Lebens.
[Im weiteren Text geben wir Hinweise auf Abschnitte im Landwirtschaftlichen Kurs. Und zwar so: 3,1 bedeutet 3. Vortrag, 1. Absatz]
Der grundsätzlich holistische und goetheanistische Ansatz bezieht die kosmischen Zusammenhänge mit ein. Von dort wirken besondere Kräfte durch die Erde. (3,1) Indem stets große Zusammenhänge beachtet werden (4,3), wird das ganze Universum zu Rate gezogen (6,42) und die sinnliche Welt als Abbild des Übersinnlichen verstanden. In den verschiedenen Praxisbereichen ergeben sich daraus die relevanten Gesichtspunkte. (1,11 bis 13; 1,17 bis 19)
Vor diesem Hintergrund beruht die biologisch-dynamische Landwirtschaft auf Mitteln und Maßnahmen, die sie von anderen Konzepten des ökologischen Anbaus deutlich unterscheiden. Während manche Sichtweisen und Leitlinien durch andere, später begründete Anbauverbände übernommen wurden, sind die Präparate bis heute ein echtes Sondergut der anthroposophisch inspirierten Landwirtschaft geblieben. Vor allem drei Gesichtspunkte kommen zum tragen. Die biologisch-dynamischen Präparate werden
- als Ergänzung der anderen Dünger verstanden (Düngen ist Verlebendigen der Erde (4,13); Kompost ist für die Erde ein Belebungsmittel (4,19), mit dem man das „ganze landwirtschaftliche Wesen” so behandeln kann, dass man das Leben überallhin ergießt.
(4,22); Hornmist-Präparat als Komplement (5,1); Man muss die Erde direkt beleben und den Raubbau ausgleichen (5,8 bis 14; 5,16; 5,22))
- homöopathisch angewendet (Wirkung der Homöopathie (5,15; 5,42); Der Dünger wird innerlich empfindlich (5,33))
- in besonderen Verfahren hergestellt (Herstellung vom Präparat (4,29 bis 32; 5,19 bis 46); „Geheime Alchimie” im organischen Prozess (5,41))
Lesen Sie zu den einzelnen Gesichtspunkten an den angegebenen Orten die Ausführungen im Landwirtschaftlichen Kurs und achten Sie dabei auf Feinheiten. So ist beispielsweise davon die Rede, dass eine Pflanze „im” (nicht „aus dem”) weiten Umkreis etwas für sie nützliches heranziehen kann. (5,44) Diese Formulierung kann zum Anlass dafür genommen werden, sich das Wesen einer Pflanze über das einzelne Exemplar hinaus vorzustellen. Dadurch präzisiert sich das Verständnis von dem, was als ganzheitlich-holistisches Wahrnehmen gilt.
Was aber ist eigentlich ein biologisch-dynamisches Präparat? Im Sinne einer ganzheitlichen Verbindung mit der Natur und dem systemischen Erkennen lässt sich eine Grafik verstehen, die grundsätzlich zeigt, auf welchen fünf Wirkebenen die besagten Präparate beruhen.
Jedes der insgesamt sieben Präparate beruht auf diesen Wirkebenen (Ackerschachtelhalm und Baldrian und die homöopatische Verwendung einer aus ihnen gewonnenen Jauche (6,38 bis 40) ist unabhängig davon zu sehen). Zu den sieben Präparaten hinzu kommt aber als besondere Substanz die Asche, weil auch deren Zubereitung vor dem Hintergrund besonderer Konstellationen erfolgt.
In unserem Fernkurs zu den anthroposophischen Grundlagen der biologisch-dynamischen Landwirtschaft gehen wir detailliert auf die Präparate ein.